Medienerziehung
04. Feb. 2022
·
7 Minuten Lesezeit

Was Eltern über Cyber-Mobbing wissen sollten

Geschrieben von:
Elternseite Team
Elternseite Team
Artikelinfo:

Wenn Mobbing online passiert, spricht man von Cyber-Mobbing. Wie können Eltern merken, dass ihr Kind betroffen ist und wie kann man in so einem Fall unterstützen? 

Kinder und Jugendliche verbringen viel Zeit mit dem Handy, Laptop und Online-Spielen. Dies kann manchmal störend oder besorgniserregend sein, doch digitale Medien gehören für Kinder und Jugendliche zum Alltag dazu. Soziale Netzwerke, Messenger, Online-Communities und -Spiele sind für Kinder und Jugendliche wichtige Mittel zum Austausch mit der Außenwelt und Gleichaltrigen.

 

Doch manchmal werden diese Medien missbraucht und es kommt zu negativen Erfahrungen im Netz. Wenn Ihr Kind beispielsweise von der Klasse aus der WhatsApp-Gruppe systematisch ausgeschlossen wird oder ein peinliches oder intimes Bild Ihres Kindes, ohne dessen Zustimmung, veröffentlicht wird, spricht man von Cyber-Mobbing.

Was ist Cyber-mobbing?

Mit Cyber-Mobbing ist das Beleidigen, Bloßstellen, Bedrohen, Belästigen oder absichtliche Ausgrenzen rein über digitale Medien gemeint. Beim Cyber-Mobbing wird beispielsweise ein bloßstellendes Bild auf Instagram geteilt. Es wird beschimpft, beleidigt, bedroht und aus Online-Communities oder -Spielen und Online-Gruppen ausgeschlossen. Hass-Gruppen werden eröffnet, gefälschte Profile erstellt und intime bzw. peinliche Fotos und Videos veröffentlicht.

§107c regelt das Gesetz bezüglich Cyber-Mobbing.

Cyber-Mobbing und das Gesetz

Cyber-Mobbing ist strafbar. Seit Anfang 2021 kann man bei einer einzelnen gesetzten Handlung Anzeige erstatten. Im Gesetz ist zusätzlich festgehalten, dass diese Handlung für eine größere Zahl von Menschen für eine längere Zeit wahrnehmbar ist. Das ist z. B. etwas, das in einer WhatsApp Gruppe gepostet bleibt. §107c regelt das Gesetz bezüglich Cyber-Mobbing und legt fest, dass jemand bei Cyber-Mobbing mit einer Freiheitsstrafe oder mit einer Geldstrafe bestraft werden kann.

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Wie können Sie Ihr kind vor Cyber-Mobbing schützen?

Sprechen Sie in Ruhe mit Ihrem Nachwuchs über Gefahren, die im Netz auftreten könnten, ohne Verbote oder Vorwürfe auszusprechen. So wird sich Ihr Kind leichter tun, zuzuhören und Dinge anzunehmen.

 

Erklären Sie Ihrem Kind, was Cyber-Mobbing ist, wie es aussehen kann und, dass es keinesfalls in Ordnung ist. Bestärken Sie Ihr Kind darin, frühzeitig eigene Grenzen wahrzunehmen und sich zu wehren, indem es sich zum Beispiel Hilfe holt, wenn diese überschritten werden. Machen Sie klar, dass sich Ihr Kind immer an Sie wenden kann und Sie es unterstützen.

Mobbing in der Schule

Ganz wichtig ist auch, dass Sie deutlich sagen, dass die oder der Betroffene von Cyber-Mobbing keine Schuld daran trägt. Oft wird Jugendlichen und Kindern eingeredet, sie hätten es auf eine gewisse Art und Weise verdient, Cyber-gemobbt zu werden. Wenn Sie sich von Beginn an auf die Seite Ihres Kindes stellen, tut es sich leichter, sich von Ihnen Unterstützung zu holen oder bei Cyber-Mobbing schneller selbst aktiv zu werden.

 

Reden Sie außerdem mit Ihrem Kind darüber, welche Bilder es ins Netz stellt und welche persönlichen Informationen es weitergibt. So kann die Angriffsfläche für Cyber-Mobbing möglichst gering gehalten werden.

Warnzeichen für cybermobbing  

Interessieren Sie sich allgemein für die Internet- und Handynutzung Ihres Kindes. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, welche Apps, Seiten und Spiele es gerne mag. Achten Sie aber auch darauf, die Privatsphäre Ihres Kindes zu respektieren. So bemerken Sie auch schneller, wenn sich die Handy- und Internetaktivitäten bei Ihrem Kind verändern.

 

Wie erkennen Sie, dass Ihr Kind möglicherweise ein Opfer von Cyber-Mobbing ist?

Cyber-
Mobbing

das sind anzeichen:

  • Ihr Kind traut sich nicht mehr, das Handy zu verwenden oder in die Schule zu gehen.

  • Ihr Kind kann nicht mehr gut schlafen.
  • Auch depressive Verstimmungen und Ängste können Symptome sein.

Cyber-Mobbing kann gravierende Folgen haben. Die Schwierigkeit hierbei ist, dass häufig viele andere Personen das Mobbing mitbekommen, es rund um die Uhr zu Beleidigungen kommen kann und sich Täter:innen meistens anonym fühlen. Dies kann dazu führen, dass Betroffene das Gefühl haben, nirgends mehr sicher zu sein und sich Täter:innen trauen, Aussagen zu machen, die sie im persönlichen Kontakt nicht machen würden. Die Hemmschwelle kann dadurch also stark sinken.

erste hilfe bei Cybermobbing

Wie können Sie Ihren Nachwuchs beim Umgang mit Cyber-Mobbing unterstützen?

 

Nehmen Sie Ihr Kind ernst und machen Sie keine Vorwürfe. Zeigen Sie Verständnis und erklären Sie Ihrem Kind, dass es keine Schuld daran hat. Helfen Sie Ihrem Kind dabei, dafür zu sorgen, dass die Diffamierungen gelöscht werden. Hier sind konkrete Tipps, was Sie und Ihr Kind im Fall von Cyber-Mobbing tun können:

  • User:innen blockieren: Oft wollen Täter:innen eine Reaktion beim Gegenüber auslösen. Bestärken Sie Ihr Kind darin, nicht auf die Beleidigungen zu antworten. Handelt es sich um eine Straftat könnte man die Person vor dem Blockieren sachlich darauf hinweisen und verlangen, dass das Gepostete gelöscht wird.

  • Cyber-Mobbing melden: Es ist möglich, problematische Inhalte direkt bei der Onlineplattform zu melden. Onlineplattformen sind verpflichtet rechtswidrige Inhalte, wie Cybermobbing, innerhalb von 24 Stunden bzw. 7 Tagen zu löschen. Die Person, die gemeldet wird, erfährt nicht, wer sie gemeldet hat.

    In den Privatsphäre-Leitfäden von Saferinternet.at finden Sie Unterstützung zum Thema Melden und Blockieren.

  • Beweise sichern: Helfen Sie Ihrem Kind, Screenshots von Nachrichten samt Datum und User:innenprofil zu machen.

  • Falls es sich für Ihr Kind richtig anfühlt, können Sie es auch dabei unterstützen, eine Anzeige zu erstatten. Cybermobbing kann bei jeder Polizeidienststelle angezeigt werden. Hier werden auch die gesicherten Beweise relevant. Beachten Sie hierbei, dass eine Anzeige nach Erstattung nicht mehr zurückgezogen werden kann.

  • Unterlassungsauftrag: Es gibt für über 18-jährige oder Minderjährige mit erwachsener Begleitung auch die Möglichkeit, um ca. 100 Euro über ein Onlineformular einen gerichtlichen Unterlassungsauftrag einzuleiten.

Was können Sie tun, wenn Ihr Kind selber etwas Falsches getan hat?

Wenn das eigene Kind andere mobbt, ist das für Eltern schwer zu fassen. Erklären Sie Ihrem Kind, dass das Verhalten nicht in Ordnung ist. Bereut Ihr Kind das Verhalten, ist es wichtig, es nicht zu verurteilen, sondern Hilfe anzubieten, es wieder gut zu machen. Unterstützen Sie es dabei, sich bei der betroffenen Person zu entschuldigen und alle Diffamierungen zu löschen. Bestärken Sie es darin, sein Verhalten zu ändern.

Professionelle Hilfe

Hier finden Sie Anlaufstellen zum Umgang mit Cyber-Mobbing:

Medienerziehung

5 Fragen an... die Internet Ombudsstelle

Die Serie Hilfsangebote ABC der Rat auf Draht Elternseite stellt die INTERNET OMBUDSSTELLE vor. Die Internet Ombudsstelle ist eine Anlaufstelle für Konsument:innen bei Problemen im digitalen Bereich (Online-Shopping, digitale Dienste, soziale Medien usw.). Sie bietet rechtliche Unterstützung für alle Privatpersonen mit Wohnsitz in Österreich.

Medienerziehung

5 Fragen an... SaferInternet

SaferInternet.at unterstützt Kinder, Jugendliche, Eltern und erwachsene Bezugspersonen, Pädagog*innen und Jugendarbeiter*innen beim sicheren, kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien: mit Informationen auf der Website, Informationsmaterial,  Workshops und Veranstaltungen uvm.

Rat auf Draht für kinder & Jugendliche

Benötigt Ihr Kind noch weitere Unterstützung? Sie können es immer ermutigen, sich jederzeit an Rat auf Draht zu wenden. Telefonisch rund um die Uhr unter 147 oder zu Chat-Zeiten im Chat.